Verfluchung der Ajiem

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183 n. H. Z.: 30. April

Entbehrungen prägten das Leben der Ajiem, waren sie wegen des Verlangens nach dem Triforce vor Jahrhunderten in die Wüste verbannt worden. Anfänglich schlugen sie sich vorwiegend als Krieger und Diebe durch und mussten den schroffen Bedingungen trotzen. Später brachten sie beachtliche Werke hervor – es entstand die Stadt Cenabun, ein Zentrum ihrer aufstrebenden Kultur.

Am Höhepunkt jener Ära angelangt, entdeckten sie zufällig durch neue Handelsrouten in der Wüste ein verschollenes und fremdes Vermächtnis des Alten Volkes nahe den heutigen Ruinen von Ajieam. Zwar konnten sie die auf Steintafeln gemeißelten Schriften nicht sofort entschlüsseln, aber sehr wohl verstanden sie die magischen Gegenstände zu gebrauchen, um dadurch beachtliche Magie wirken zu können. Weitläufig erstreckte sich die gefundene Stätte und es beanspruchte einige Zeit, alle Geheimnisse aufzuspüren, so dass mehrere Wächter mit der Aufgabe betraut wurden, es zu beobachten, damit sich kein Unbefugter daran vergriff.

Bei den obersten Wächtern handelte es sich um acht Schwestern aus einer angesehenen Familie, die sowohl zur Priesterschaft Cenabuns gehörten als auch den Umgang mit Waffen beherrschten; neben ihrem Stolz und anziehenden Äußeren waren sie für ihr feuerrotes Haar berühmt, durch das man sie bereits aus der Ferne erkannte. Im Alter unterschieden sie wenige Jahre voneinander; die Älteste von ihnen nahm sogar die Position der treusten und wichtigsten Beraterin des damaligen Herrschers ein; einzig ihre Namen fanden keinen Weg in die Geschichte und sind heute vergessen.

Nach einiger Zeit jedenfalls gelangte die Kunde von den Ereignissen durch die geringen, gleichwohl vorhandenen Handelsbeziehungen der Wüstenvölker mit Hyrule bis zum Königshaus. Dort erregte die Nachricht Aufruhr; man blickte voller Skepsis auf die diebische und kriegerische Vergangenheit der Ajiem zurück und hielt sie für ungeeignet, ein Vermächtnis des Alten Volkes zu erhalten. Im allgemeinen Glauben stand das hylianische Volk in der direkten Erbfolge und nicht etwa diejenigen, die einst von den Hylianern selbst verstoßen worden waren und keinerlei Bedeutung für das Königreich besaßen. Auch hegte man Argwohn, die Ajiem sannen darauf, die Ausgrenzung vor vielen Jahrhunderten zu vergelten und die frühere Heimat mit Gewalt zu erobern, ermächtigten sie die magischen Gegenstände möglicherweise dazu.

Aufgrund der Ungewissheit, welche Kräfte sich im Besitz der Verbannten befanden, erschien ein Angriff seitens Hyrule auf sie, um die Relikte beim Sieg an sich zu nehmen, ebenfalls zu riskant, weshalb das Königshaus zunächst verstärkten Kontakt für Verhandlungen mit ihnen aufnahm. Mit Verweis auf die Schrecken der Umsturzkriege, damals aus Neid und Uneinigkeit der Völker entstanden, wurde an den Herrscher der Ajiem die Forderung gestellt, das Geheimnis des Alten Volkes dem Königreich und dadurch allen Völkern anzuvertrauen und weitere Feindschaft zu vermeiden. Allerdings lehnte jener ab und zeigte sich wenig kooperativ, da er und sein Volk die für sie günstige Lage, überlegen zu sein, bald erkannten und den Fund als rechtmäßigen Besitz betrachteten; es war alles in ihrem Reich entdeckt worden und jemand anderen daran teilhaben zu lassen, zogen sie nicht in Betracht.

Für den hylianischen Monarchen verstärkte es die Bedrohlichkeit der Situation, legten sie weder die Absichten noch das Geheimnis offen und schlossen einen Krieg folglich nicht aus. Zur Wahrung des Friedens sah er sich gezwungen, vorkehrend andere Maßnahmen zu ergreifen und trug im Geheimen den Shiekah, seinen ergebenen Dienern, auf, die Ajiem zu überlisten und die Artefakte, sobald und so viel wie möglich, nach Hyrule zu bringen. Einverstanden mit den Maßnahmen entsandte das Schattenvolk eine Truppe seiner besten Späher und Krieger, denen durch ihre magischen Fähigkeiten die Ausführung des Befehls gelang.

Obwohl die Ajiem es nicht mehr vereiteln konnten, bemerkten sie den Raub und erfuhren von der Schuld der Diener des Königs, die es durchgeführt hatten. Gekränkt im Stolz und dem Vorteil der magischen Gegenstände beraubt, reagierten die vermeintlich Bestohlenen, indem die höchsten Wächter, besagte acht Schwestern, das legitime Eigentum zurückbringen sollten. Jedoch hatten die Shiekah die Relikte versteckt und ließen nicht den geringsten Anhaltspunkt durchdringen, so dass die Suche der Priesterinnen ergebnislos blieb. Um die erlittene Schmach zu sühnen, fügten sie dem Volk einen ähnlich schwerwiegenden Verlust zu und ermordeten symbolisch mehrere wichtige Fürsten, ehe sie rasch in die Wüste zurückkehrten.

Natürlich traf die Tat schwer: Im Gegenzug für das Verbrechen griffen die Shiekah auf alte magische Künste zurück und sprachen einen folgenreichen Fluch über die Ajiem aus. Alle kommenden Generationen sollte der Bann mit markantem, roten Haar – gleich dem der schuldigen Wächterinnen – strafen und ihnen die Söhne nehmen, so wie sie es dem Schattenvolk angetan hatten; allein alle hundert Jahre sollte ein Mann geboren werden, den sie ihrer bisherigen Tradition folgend zum König ernennen konnten.

Mit Entsetzen erkannten die Ajiem die vorläufige Niederlage und Aussichtslosigkeit, etwas zu unternehmen; ein Krieg wäre wegen der Allianzen der Völker zu riskant gewesen. Dabei schworen sie, sollte sich eines Tages die Gelegenheit bieten, an denjenigen Rache zu üben, von denen sie nach eigenem Ermessen zu Unrecht bestohlen und verwünscht worden waren. Statt die verantwortlichen acht Wächterinnen der Folgen wegen zu verurteilen, begegneten sie ihnen mit Respekt und Achtung, denn sie hatten die Pflicht erfüllt und die Würde des Volkes gewahrt. Die fatalen Konsequenzen für das ehrenhafte Streben waren in keiner Weise zu erahnen gewesen. Nur aus Ehre und Sitte, heißt es, wählten die Priesterinnen am Ende den Freitod, hatten sie großes Unheil heraufbeschworen und es nicht verhindern können. Heute gelten die acht Schwestern bei den Gerudos als Mütter ihres Volkes und Inbegriff für einen Kampf um Recht, das man ihnen stets abspricht, Ehre und Freiheit, sich keinen Demütigungen zu beugen.

Innerhalb der nächsten Jahre nach dem Fluch bewahrheitete sich der Zauber in seinem verheerenden Ausmaß und während die Zahl der Männer schwand, gebaren die Frauen ausschließlich Töchter mit feuerrotem Haar. Ungefähr siebzig Jahre nach der Verwünschung verstarb der letzte Mann und der nächste sollte erst in dreißig Jahren geboren werden; zum Fortbestand des Volkes mussten sich die Frauen ihre Partner letztendlich bei anderen Völkern und Stämmen suchen, die Tradition des männlichen Königs konnten sie nicht bewahren und gerieten in die Gefahr innerer Auseinandersetzungen um die Herrschaft.

Den umstrittenen Besitz sollten sie bis heute nicht zurückerhalten. Als Hyrule keine Gefahr mehr drohte, gab der König das Vermächtnis des Alten Volkes in die Obhut der Shiekah, von denen es bislang versteckt gehalten worden war und weiter verwahrt werden sollte. Welches Schicksal es ereilte, liegt im Dunkeln, und die genauen Umstände, wo sich die Relikte mittlerweile befinden, hat das Schattenvolk bei seiner Vernichtung und Verbannung Jahrhunderte später wohl mit ins Grab genommen. Manche sprechen davon, die Artefakte seien seit langem zerstört, andere erwägen Diebstahl oder wähnen einen Schatz in einer untergegangenen, vergessenen Stätte.

Fakt ist, dass den Gerudos in Anbetracht der Geschichte die Rache gelungen ist, läutete eine List ihrerseits zu Zeiten der Gebietskriege den Untergang der Shiekah ein. Tatsächlich prägten die damaligen Vorkommnisse um den Fund der magischen Gegenstände die Geschichte des Landes, begründeten sie die offenkundige Feindschaft zwischen den beiden Völkern.