Blutkriege
|
1000 v. H. Z. – 900 v. H. Z.
Zum Wächter des göttlichen Vermächtnisses erkoren sah sich das Alte Volk verpflichtet, die anderen Völker an seinen Erkenntnissen teilhaben zu lassen, ohne die größten Mächte zum Schutz derselbigen zu offenbaren. Mit der Zeit trug dieses Verhalten bei einigen Angehörigen der Hylianer, Zoras, Goronen und Dekus allerdings zur Bestärkung ihres Misstrauens bei, rechneten sie dem Alten Volk das Wohlwollen als Arroganz und Prahlerei an; Neid erwuchs in ihren Gemütern, empfanden sie sich in ihren Ansprüchen auf die Geheimnisse der Götter hintergangen. Besonders prägte diese Eifersucht manche Hylianer, hatten sie selbst einst zum mächtigen Volk gehört und sich wenige Jahrhunderte, bevor das Goldene Land gefunden wurde, an einem anderen Ort niedergelassen; nun fühlten sie sich um ihren rechtmäßigen Besitz betrogen und verhöhnt. Ferner fürchtete man die eigene Unterlegenheit, denn Magie und Wissen hatten das Alte Volk zu großer Stärke gelangen lassen.
Lange Zeit wirkte sich diese zunehmende Missgunst trotz allem nicht auf das alltägliche Leben aus und mehrheitlich begegnete man dem Alten Volk noch ohne jegliche Vorurteile, das Miteinander gestaltete sich äußerst friedlich; sogar Heiraten zwischen dem hylianischen und Alten Volk waren keine Seltenheit, lebten sie nah und im Einklang beisammen.
Den Anstoß zur endgültigen Verschwörung gab erst jener Hylianer, der dem Rat der Weisen angehörte, nachdem er unwiderruflich unter den Einfluss der Stimmen gegen das Alte Volk geraten war. Umso verführerischer klangen sie für ihn, durfte er als Weiser von den göttlichen Mächten kosten. Er begehrte mehr davon, wofür er zu allem bereit war und ungerührt darüber hinwegsah, dass es sich keinesfalls mit seinen eigentlichen Pflichten vereinbaren ließ. Nach und nach gelang es ihm heimlich, das Misstrauen und die Furcht der Völker gegen das Alte Volk anzustacheln, indem er falsche Informationen weitergab und ähnliche Schandtaten wagte; selbst die übrigen Ratsmitglieder belog er und zog sie auf seine Seite, ohne dass der Weise des Alten Volkes es erfuhr.
Zugleich legten die Oberhäupter der Völker großes Vertrauen in die Worte eines hylianischen Weisen und am Ende erlagen sie seinen Lügen, weshalb sie sich geschlossen verbündeten und dem Alten Volk den Krieg erklärten. Langfristig hatte das zahlenmäßig unterlegene Alte Volk den geeinten Kriegsmächten der Völker Hyrules wenig entgegenzusetzen. Zwar verfügte es über Magie und besondere Waffen, allerdings hatte es jene seinen Widersachern zuvor ebenfalls offenbart und den Vorteil durch seine Großzügigkeit verspielt – überhaupt war es den Angreifern erst dadurch ermöglicht worden, erfolgreich im Kampf sein zu können.
Gnadenlos gingen die Armeen der Völker gegen das zum Feind erklärte Alte Volk vor, um sich nach dem Sieg das gepriesene Goldene Land und das göttliche Geschenk anzueignen. Die Feindschaft zwischen dem hylianischen und Alten Volk, die einander eigentlich sehr nahe standen, forderte viele Opfer, riss Familien und Paare auseinander. Man nannte jene Zeit Blutkriege, galt die Auslöschung der Blutlinie des Alten Volkes als Ziel. Später begrub man im allgemeinen Einverständnis die Erinnerungen an den Kriegszug gegen das Alte Volk in Vergessenheit und vernichtete nahezu alle Aufzeichnungen und Spuren, die von der Schuld der Völker zeugten; dieser Prozess dauerte bis zur Gründung des Königreichs Hyrule an. In der hylianischen Welt ist dieses Kapitel der Geschichte heute völlig getilgt und die wenigen, noch existenten Berichte sind entweder verschollen, unzugänglich aufbewahrt oder schlicht vergessen und nicht lesbar.